Sonntag, 21. Juni 2015

Hautnahe Erfahrungen


Der Grund warum ich erst jetzt wieder etwas schreibe, ich hatte mir das ja viel früher vorgenommen, ist: Nachdem ich von meinem zweiten Arbeitseinsatz, welcher zum ersten Mal vom Gouverneur bezahlt wurde, wieder zurück war in Zivilisation, musste ich erstmal Konsequent meine Wunden heilen. Mich um mich selbst kümmern. Die lustige Sache dabei ist, all diese Wunden wären viel schneller verheilt, wenn ich der tonganischen Verführung des Fisch essens nicht statt gegeben hätte. So fingen die Wunden erstmal an zu eitern, da mein junger mit Energie gefüllter Körper diese erstmal als Entlastungsventile her nahm. Das schlägt natürlich auch auf die Psyche, wenn man jeden Tag der Heilung, die nur langsam vor ran schreitet, den Herrn und die Mutter um Vergebung bittet, da man seine neuerlich aber testweise mit vollen Bewußtsein gemachten Fehlgänge eingestehen muss um zu lernen und Weisheit anzusammeln, welche vielleicht irgendwann mal mit Wißbegierigen geteilt werden möchte. 
 
In diesen Tagen der Heilung wurde mir auch bewußt, das mein Schleimventil hinter meiner linken Gesichtshälfte, welches vom Kiefer bis zur Nasenhöhle reicht und dessen Austritt sich auch in der linken Nasenhöhle befindet, eine nicht in Heilung gehen könnende Wunde ist, welche einmal vor vielen Jahren entstand, als ich einen Backenzahn verlor, und dessen Wurzel sich entzündete. Diese nicht heilende Wunde hilft mir also bei dem ständigen aber meißt schmerzfreiem Loswerden von Unrat und wird erst ab diesem Tage verheilen, da mein Körper komplett frei von Schleim und Eiterablagerungen ist. Ich muss also zusehen, das ich hier im Königreich zu Potte komme. Das im Jungle eine viel höhere Entschleimungs- und Entgiftungsrate herrscht, muss ich dabei, nehme ich an, nicht mehr erwähnen. Doch wenn man viele Tage alleine im Busch ist, so tut es gut, auch mal andere Menschen zu sehen oder auch mal zu sprechen, und wenn es nur der alltägliche Gruß ist. Am Ende bleibt immer noch das Selbstgespräch oder das mit den Tiern um einen herum. So kommt es mir gar nicht so tragisch vor, alle zwei Tage die paar Kilometer ins Dorf von Hunga Island zu stapfen um am Regenwassertank der dortigen Kirche Trinkwasser abzuzapfen um danach wieder still und heimelich in den Tiefen des Regenwaldes zu entschwinden. Oft komme ich mir dabei tatsächlich wie ein Geist vor. Palangi !!! 
 
So der Name dieses Geistes. Getauft von den tonganischen Einwohnern. Es heißt so viel wie: Weißer Mensch. Nun ja. Mein erster echter Arbeitseinsatz auf Hunga, wo auch ein paar Pa'anga bei rum kommen sollten war wieder mal ein voller Erfolg. Das dies so ist, weiß man aber erst hinterher, wenn man durch die Prüfung hindurch ist. Es galt die Strasse vom „Roadway“ bis zu einem Grundstück her zu stellen. Mitten durch den gnadenlosen Wald. Phil, der für das Projekt „Eco-Island“ den Supervisor Inne hat, veranschlagte dafür max. 10 Tage, wobei wir die ersten 2 Tage eine Manpower von 3 hatten und danach zwei. Geschafft haben wir es in 4 Tagen, wobei mir immer wieder durch den Kopf schoß, das wir (ich) uns damit gewaltig die Norm versauen würden. Denn hier wurde ein fester Betrag pro Tag gezahlt, was mich dennoch nicht daran hinderte immer Vollgas zu geben. Ich wurde dazu erzogen fleißig und meinen Kräften entsprechend nach Vorne zu arbeiten. Die schlechten Gedanken die dann aber manchmal in mir entstehen, zwingen mich aber regelrecht dazu etwas langsamer zu treten. Tu ich es nicht, betraft mich mein Körper regelrecht mit Zwangspause. Ich habe schließlich einer Natur zu folgen. Der Meinen, welche ich in den letzten 5 Jahren erst Neu ent-wickelt habe. 

Und hier im Wald von Hunga ist sie so präsent, wie sie nur sein kann. Gewaltig! Nach zwei Tagen Eingewöhnung bist du in dem Element und die Gespinste des Waldes umweben Dich, in welches Du Dich begeben hast. Ist die Arbeit getan, heißt es wieder hinaus zu gelangen, was abermals eine strenge Umgewöhnung darstellt, was ich jedes Mal merke, wenn ich zurück auf Neiafu bin. Der Hauptinsel dieser Zivilisation, welche Autos vom Schrott fährt und Schweine anbetet und dennoch liebenswert ist, wie es kleine Kinder eben sein können. Schnuggelig! Doch jedes Mal wenn ich vom Boot aufs Festland schreite könnte ich allen hier kräftig in den Arsch treten um dann wieder zurück nach Hunga zu gehen. Aber jedes Mal wenn ich mir das von Neuem eingestehe, bin ich wieder Eins mit diesen Menschen hier. Das macht sich dann darin bemerkbar, das ich neue tonganische Freunde gewinne. Diesmal band ich mich enger zusammen mit Siose (Georg) vom Reyclinghof, welcher mich umgemein an Jermaine Jackson, dem Bruder von Michael, erinnert. Letztes Mal war es eine Ladenbesitzerin in der „Mall“, welche mich jedes Mal, wenn ich dort vorbei komm, mit einem Unterwegskaffee für „so“ beglücken will, oder die alte Dame auf dem Markt, welche genau weiß, was für Früchte ich gerne esse und mir ständig die Reifesten für den halben Preis anbietet, da auch sie dem Irrtum erlegen ist, das diese Früchte schon schlecht sind jedoch ein paar Tricks kennt um außerhalb des Jungles die kleinen Bananen schneller reif werden zu lassen. Denn hier auf Neiafu reifen die viel langsamer als Im Wald. Siose versorgte mich also mit einer gebrauchten Batterie, welche noch gut ist, für meine kleine 80Wp-Solaraanlage, welche ich nun langsam ausbauen kann. Nebenbei wurden wir Freunde. Ein Freund der Tonganer wirst du hier, wenn du diese liebenswerten Knuffel mit Wissen versorgen kannst. Im Gegenzug teilen sie mit Dir ihre Vorräte. In diesem Fall Bananen, Pawpaws (Papaya) und Grünzeug dessen Namen ich nicht aussprechen kann. So bin ich gestern dann mit meinen halbwegs geheilten Wunden am Fuß die 3 Kilometer zum Recyclinghof gelaufen um meine Früchte abzuholen. Auf dem Rückweg hatte ich den starken Willen den Berg hoch allein zu laufen mit den vielen Kilos auf dem Buckel, wünschte mir jedoch ein Taxi herbei und nur wenige Sekunden später hielt neeben mir ein Transporter und ich erkannte den Nachbarn von der anderen Strassenseite, welcher mich frug ob ich ein Taxi gebrauchen könnte. Lächeln stieg ich ins Auto zu seinen Kindern und ihn, er brachte mich die letzten 15 Fußminuten bis zu dem Bootcamp auf Mount Talau. Auch vorgestern war ich bei Siose um die Batterie plus eine gratis Batterie und einen ebenfalls geschenkten dc-dc-converter einzusacken, wo ich ihn nochmal fragen musste ob der von 24Volt zu 12volt ist, was er bejahte. Und auch Morgen steht nochmal ein Besuch bei meinem Freund an, denn da liegen noch etliche Pawpaws herum. Im Gegenzug werde ich Siose mit Wissen und auch gerne mit körperlicher Hilfe versorgen wenn es darum geht seine kleine Solaranlage aufzubauen. Es ist schön, wenn man mit bekommt, das es Tonganer gibt, die lernen wollen. ;-) Man stelle sich auch mal vor, das es hier keinerlei Schulpflicht gibt, obwohl die verschiedenen christl. Kirchen empfehlen, die Kinder zur Schule zu schicken, es aber dennoch kein Hals- und Beinbruch ist, wenn die Eltern das nicht machen. Man hat hier also die Chance, seine Kinder locker vom Hocker selbst ins Leben zu schicken.

Vorgestern waren Phil, Simone und ich uns außerdem noch ein Boot anschauen, was für Rund 3500 Pa'anga, welche der Gov bereitstellen wollte, zum Verkauf stand. Diese Gelegenheit enstand auf Hunga, im Jungle, als wir am Tag der Abreise, nach getaner Arbeit, den Weg zurück zur Lagune angetreten waren. Da kam ein alter Mann Names Sonny auf uns zu und sagte, das er gehört hatte, das wir ein Boot suchen. Außerdem bot er uns ein Häuschen auf Fofoa, einer Nebeninsel von Hunga, auf welcher schwedisches Gold vergraben sein soll, an. Als der Gov jedoch die Bilder des Bootes sah, platzte er damit heraus, das er uns noch eine Weile braucht und nicht will, das wir ertrinken. In der Tat hatte ich bei Besichtigung dieses Bootes ein geteiltes Gefühl, welches danach verlangte, damit erstmal eine Runde im Wasser zu drehen, was aber bis jetzt noch nicht geschehen ist, da dieses Boot eine halbe Autostunde entfernt bei Holeva auf Anker lag, und erst noch in den Hafen von Neiafu gebracht wird, wenn die See, welche durch den schon Wochenlang anhaltenden Sturm sehr aufgebracht ist, wieder ruhiger wird. Mit ein paar Um- und Anbauten könnte man dieses Boot aber tatsächlich stärker und unsinkbarer machen. Das Wasser zwischen den Inseln kann manchmal sehr tückisch und wild sein. Das habe ich nun schon 2 Mal mitbekommen. Und in einem größeren Boot- welches man ja auch etwas „pimpen“ könnte, würde man sich tatsächlich sicherer fühlen. 

Der Gov muss es schließlich wissen, der ist schon länger als wir ein Insulaner. Außerdem brachte er uns bei, das etwas Faul sein muss an dem Boot, wenns von einem Tonganer verkauft wird. Für die sind ihre Boote nämlich Heilig, solange bis es nix mehr taugt, und wenn man sich die Autos hier anschaut, und wie sie damit umgehen (unpfleglich), dann wird mir dabei auch wieder Einiges klar. Nur Gut, das wir Mitteleuropäer da etwas anders (pfleglicher) im Denken sind. Bis wir jedoch ein anderes Boot besichtigen können, wird noch etwas Zeit ins Land gehen, da der Gov deshalb noch auf einen „Palangi“ aus Australien wartet, welcher in naher Zukunft erst hier eintrudeln wird. Gestern war ich bei Helen, der First Lady und erfrug ob denn schon ein Paket über DHL hier eingetrudelt ist, und ja...tatsächlich liegt Eines in ihrer P.O.Box welches sie am Montag für mich abholt und mir bringt. Ich danke meiner Mama vom ganzen Herzen, das sie dieses Paket vor knapp 5 Wochen auf die Reise schickte. Sie ist immer in meinem Herzen, wie auch der Rest meiner Familie. Heute ist Sonntag, der 21. Juni und ich faste, da die Bananen eh noch nich reif sind. Nicht lange und ich bin wieder auf Hunga. Doch jetzt heißt es die Seele baumeln lassen.

Donnerstag, 4. Juni 2015

Meine ganz private Jungleodysee oder wie man sich neue Bewohner zulegt

Donnerstgag, der 04. Juni 2015


Es ist Nachmittags und Kaffeezeit. Ich sitze im Schneidersitz auf dem kühlen Boden des vorletzten Hauses vorm Mount Talau. Simone steht über mir, bewaffnet mit einer Tasse Wasser und einem Flohkamm. Jetzt kann sich sicher jeder vorstellen welche Lebewesen mich kürzlich als ihren Gott akzeptiert haben. Immer Abends, und das die letzten Tage spürte ich ihre Anwesenheit besonders stark und musste sie gedanklich zurechtweisen, nicht all zu viel Lärm zu machen, denn auch ein Gott braucht seinen wohl verdienten Schlaf. ;-) 



Doch gehen wir ein wenig in der Zeit zurück, Götter können ja Zeitreisen, haha. Es trug sich zu am 03. Juni das ich mich früh, kurz vor Sonnenaufgang auf und davon machte um dem Jungle nach 2 Wochen zu entflüchten. Diese zwei Wochen, in denen ich mich völlig allein im Ur(Regen)Wald von Hunga Island befand, waren eine gänzlich neue Erfahrung mit vielen neuen Erlebnissen und Gefühlen. So viele, das es ich es nicht schaffen werde, sie in diesem Texte alle zu beschreiben, da ich mir mit dem Schreiben dieses Textes eine Tagesaufgabe geschaffen habe und diesen Tag nicht überschreiten möchte. So sollen dann auch die Bilder für sich sprechen.

auf dem Weg zu Avalon in den Tiefen des Waldes.
Vorbei an etwas lichteren Gefilden,
 Ich erinnere mich, es war der 21. Mai, an welchem, nach einigen Tagen Wartezeit, kurz nach Mittag, überraschend ein Boot aus Hunga von mir gesichtet wurde. Kurzerhand wurde alles nötige eilig gepackt, um dann schnellstens zum Hafen runter zu laufen, und das im Eileschritt, weil ich nicht wußte, wie lange das Boot dort verweilen würde. Manchmal sind es nur wenige Stunden, da die Hunganer mal wieder eine Shoppingtour nötig haben, manchmal ist es auch ein halber Tag. Eine halbe Stunde nach Ankunft des Bootes im Hafen, kam auch ich dort an um zu erfragen, wann der hölzerne Kahn wieder zurück in den Jungle starten würde. Eine nettere ältere Dame kam mit mir ins Gespräch. Sie teilte mir mit, das ich gar nicht lange zu warten brauch und so deckte ich mich auf dem nahe liegenden Markt schnell noch bin einigen Bananen ein um eine knappe halbe Stunde später im Boot nach Hunga Bananen essend den Hafen von Neiafu zu verlassen.
Hundertundachtzig Minuten später kamen wir, die anderen Passagiere und ich, in der Lagune von Hunga an. Es waren noch ca. zwei Stunden bis Sonnenuntergang, also noch genug Zeit bis zu den Grundstücken zu kommen und sich einzuquartieren. Also erstmal einen strammen Stundenmarsch mit Zwanzig Kilogramm Gepäck hingelegt um völlig Schweißgebadet aber glücklich im von Salzluft erfüllten Regenwald von Hunga anzukommen. Da lag es nun, Avalon, auch bekannt als Plot 47. Wartend auf seinen Umstrukturierer. 

Es war wichtig für mich vorm Grundstück zu kampieren, um immer ganz nah bei Avalon zu sein. Seine Atmosphäre mit jedem Atemzug einzusaugen und mit jedem Ausatmen mehr und mehr ein Teil davon zu werden. Die schönsten Vögel machten die nervigsten Laute und die häßlichsten Vögel die schönste Musik. Das ist lebendige Natur und mir wurde bewußt das man hier nur behutsam und wohl überlegt ins Kräftespiel der Madame einzugreifen hat, dennoch stets im Kopf zu behalten, hier eines Tages hochfrequentierter zu residieren. So schmiedete ich an diesem Abend noch einen Plan, wobei ich wußte, das der größte Teil dessen durch meine intuitive Handlung korumpiert werden würde. Denn ich bin ein Mensch, der erst viel beobachtet um dann diese Beobachtungen und gewonnenen Eindrücke zu verwenden um nach Vorn zu handeln, automatisch sozusagen. Nach einigen Handlungen muss ich mich dann immer fragen, welcher Eindruck wohl dafür verantwortlich ist.
 Am ersten Tag beobachtete ich also den Lauf der Sonne gründlich um dementsprechend das Unterholz herauszunehmen. Dabei fiel mir auf, das es hier im Regenwald von Hunga eine gründlich dicke Schicht von Mulch und darunter Humuserde gab. Ingesamt ca. 15-20 cm. Darunter fing dann die berühmte Lehm- und Tonschicht an. Die Humuserde wird größenteils durch das Vorhandensein eines dichten Wurzelwerks der Lianengewächse zusammengehalten und nach einer Regenzeit sind diese auch dafür verantwortlich, das die Feuchtigkeit länger in der Humuswelt verweilt, obwohl sie, ganz nebenbei erwähnt, selbst einiges an Wasser für sich beanspruchen.
In der ersten Woche, bis zu den überraschenden 3 Regentagen, „säuberte“ ich so knapp über 60 Prozent des ca. 750qm großen Grundstücks vom Unterholz. Ganz junge, kleine Pflanzen lies ich stehen, nur das Jahresholz holte ich hinaus. Holz von solcher Größe, damit es durch Früchte tragende Pflanzen ersetzt werden könne. Die größeren Bäume, alles was über 15 Zentimeter Stammdurchmesser ging, wollte ich erstmal stehen lassen. Etwas vorwärts arbeiten, wieder beobachten, Tag für Tag, alle Sinne mit der Umgebung verknüpft. 


Mehr Werkzeug braucht es auch nicht
leichte Auslichtungsarbeiten in den ersten Tagen
War das eine einmalige Erfahrung für mich?? Besonders als dann der erste Regentag über Hunga herfiel. Es schüttete aus Eimern, so als wolle es nie wieder aufhören. Ich wurde dazu verdonnert Schutz in meiner provisorischen Behausung zu suchen und die Zeit abzuwarten. Eine gar nicht leichte Übung wenn man kurz vorher noch ordentlich in Arbeit stand. Und dann hörte es einfach nicht mehr auf. Am zweiten Tag gesellte sich dann noch ein Sturm mit harschem Ostwind dazu, der allerlei Geässt und Blattwerk von oben herunterfielen ließ. Auch den alten Eisenholz im Dorf der Ha'apeianer an der Lagune riss es nieder, hier war dann allerdings ein starker Blitz für verantwortlich. Wieder mal ein Beweis dafür, das Blitze nur da einschlagen wo kein Wald mehr ist und vereinzeln nur ein paar große Mangobaumriesen und diese alt anmutenden Bäume, welche ich Eisenholz taufte, da ihr Holz hart wie Eisen ist.


Meißte Zeit im Zelt bei ...

... 40 Stunden Unwetter.
Gerade während dieser Regentage schlug ich die Bäume, welche meinem ersten Haus auf Avalon als Pfosten dienen sollen, und so war das entrinden dieser zum Glück ein etwas leichteres Ding, als es dann jedoch wieder trockener wurde und auch die Sonne wieder es Öfteren anwesend war, wurde es zunehmend schwerer, was jedoch kein Problem darstellte, denn an den trockenen Tagen sind eben Südwind und Sonne dafür verantwortlich, das jede Arbeit nicht zum Schweiße führt, da jeder Körper im Urwald effektiv gekühlt wird. Dennoch sollte man genug Wassser trinken. Denn das man nicht schwitzt, bedeutet nicht, das man nichts von sich gibt (man strahlt immer etwas in den Raum um sich herum ab).
Während der Regentage, als ich absolut nur herummsitzen konnte, bekam ich dann auch noch so etwas wie doppeltes Heimweh. Einmal ein Heimweh zurück zu Philippe und Simone und ein zweites zurück zu meiner Mama nach Deutschland, zu meinem Vater und zu einigen meiner engsten Freunde, welche ich zurück ließ. An diesem Tage hatte ich den schwersten Kampf auszufechten. Einmal über Ego nach Herz und zurück! Am Sonntag, dem 31. Mai, dann als das Wetter wieder ein gutes Arbeitswetter war und die Arbeit leicht von der Hand ging merkte ich jedoch allmählich sowas wie eine Erschöpfung, da ich jeden Tag von Sonnenaufgang biss Sonnenuntergang am bewegen und arbeiten war. Es trug sich auch an diesem Tage zu, das ich von diesem an nur noch, und wirklich nur noch Kokosnüsse hatte um etwas zum Kauen zu haben. 
die Stämme für die späteren Pfosten

Kein Kaffee mehr, keinen braunen Zucker. Keine Früchte, nix, absolut nur noch Kokosnüsse und jene dieser, welche schon gekeimt waren und in ihrem Innern diese leckere Zuckerwatte hergestellt hatten, waren schwer, und nur nach einigem Fußmarsche zu finden. In dem Moment, wo ich diesen Text hier schreibe, sehe ich zu, das ich die restigen Nicobewohner aus meinem Haar heraus bekomme. Die letzten Tage im Jungle grub sich nir auch schon der Gedanke ein, ob es wohl gut wäre, selbst irgendwann eine Pflanze in diesem harrschen Wald zu werden? Der Gedanke ist immer noch da und war besonders stark, als ich Hunga Gestern verließ, im Hafen von Neiafu ankam, und mir alles so fremd vorkam, und das nur schon nach zwei Wochen. Und das hatte für mich wirklich starke Ausagekraft. Ich bin gespannt wann meine Sehnsucht nach dieser Insel wieder ins Unermessliche steigt. Ich darf jedoch nich zu lange warten. Nur so lange bis meine Kräfte wieder voll hergestellt sind und ich wieder das Gefühl habe „zivilisierter“ zu sein.
Kraft meiner Intuition lernte ich ich den Tagen, allein im Urwald, wie ein Kind bestimmte Dinge. Und dabei registrierte ich im vollen geistigen Besitz diese Prozesse in mir. Erst fühlte ich es, wie es als Kind war, und dann machte es mein Körper, und durch diese Handlung und ihre ständige Wiederholung erlernte ich vergessenes wieder Neu. Das ist das wunderbarste und man denkt wirklich erstmal: Ist das alles echt in mir drinn gewesen oder hat mir das die Madame Natur mit geteilt. Will sie mich denn wirklich dort haben? Bin ich willkommen? Werde ich weiterhin mit den Menschen hier in dieser wachsenden Gemeinschaft gut klarkommen? Wann werde ich anfangen müssen Früchte zu stehlen oder wann werde ich als Wasser-essender Dunkelkeimer nicht mehr aus den Urwald heraus kommen wollen? 


Ich taufe Dich ...
... seine Majestät. Entdeckte ich Dich nur unweit von Avalon.



















Ich mag die Sonne wirklich, ab und zu auch direkt, jedoch verdonnert mich der Urwald regelrecht zum Bananen, Papaya- und Kokosnussesser. Irgendwo her muss die Energie kommen, die aber jeder Baum des Waldes wieder von mir absaugt. Hier spüre ich es nach jeder Kunst der Regel. In den knapp zwei Wochen sind meine Oberarme gewachsen, wie sie sonst drei Monate brauchten im Fitnesscenter in Deutschland. Und das nur bei Kokosnüssen, Bananen und Papaya und dem Wasser, was vom Himmel fällt. Ich kann euch hiermit aber auch mitteilen, das dieses Wachstum aber auch mit Schmerzen verbunden war. Jeden Morgen kamen sie und auch meine Finger schliefen wieder ein, wenn mein Körper am Kühlsten war. Nach einem morgendlichen leichten Workout, um in die Arbeit ermöglichende Temperatur meines Körpers zu kommen, jedoch verschwanden diese Symptome. Manchmal wünsche ich mir meine Änderungen am Körper wären mit weniger Schmerzen verbunden. Egal ob das nun meine rechte Seite des Rückens ist, dessen Probleme durch ein Fehlwachstum, hervorgerufen durch das zu langsame wachsen meines rechten Beines, von Skelettmuskulatur, was zu einer Fehlstellung des Beckens und Somit der Wirbelsäule führte, im Kindesalter her stammt. Ich habe es schon wieder halbwegs hinbiegen können durch viel Bewegung, bessere Ernährung und QiGong. Verfalle ich jedoch für einige Zeit, und seien es nur 1-2 Wochen in alte Verhaltensweisen zurück, also keine Bewegung, Scheiße fressend meine Dehnübungen zu vergessen, und ich dann wieder wiedermals den Zingerfeig Gottes bekomme um dann abermals in bessere „Behaviours“ zu kommen, sowas fällt zum Glück nicht schwer, kommen die Entrümpelungs- und Entgiftungserscheinungen wieder da hin wo sie gern Platz nehmen. Ich frag mich auch manchmal, wie oft ich diese Zyklen noch durch machen muss? Ich habe zur Notiz genommen das oft in Wechsel der gewöhnten Umgebung dafür Verantwortlich ist. Und das will ich nun hinbekommen. Ich hab ja nun reichlich die Chance dazu. :-)

Holter die Polter
 Am letzten Tag, bevor ich den letzten Baumstamm schälte, baute ich intuitiv eine Polter, so nennt es wohl der Fachmann, in meinem Freundeskreis gibt es so jemanden, um das Stämme zum Trocknen zu lagern. Das war am Dienstag. Mein erstes Jäuslein im Urwald werde ich in den Grundmauern den Riss einer Bienenwabe gebe mit einem überstehnendem leicht nach Süden geneigten Dach, und auch diesen Dach soll, wie die Seitenwände lebendig und Gründ werden. Ich erhoffe mir vom Dach so, das das Regenwasser gleich gefiltert in die Rinne und dann in den eiförmigen, tönernen unterirdischen Tank läuft, vielleicht wird auch nochmal ein Nachfilter mit purem Kohlenstoff (so was wie Holzkohle) nötig, um nachzufiltern. Mag sein, da der auch noch eine Schichte Sand dazu bekommt. Erst machen, schauen und dann modifizieren. Auf jeden Fall muss ich dafür Sorge tragen, das der Innenraum während der Regenzeit trocken sein kann, um mich darin aufzuhalten – ohne die vielen Moskitos. Vielleicht hat ja jemand noch Tips dazu. Morgen werde ich mal versuchen meinen Internetzugang wieder zum Laufen zu bekommen, Digicell hat mir 15 Euro unterschlagen und will sie nichht mehr herausgeben, und ein Video der bisher aktuell gemachten Filmschnipsel zusammenzuschustern, welches es dann auf dem Youtubekanal von Mensch und Natur zum anschauen geben wird. Mit diesen Gedanken Ende ich nun und lasse einige restige Bilder Bände sprechen. Ich wünsche Euch alles Gute und noch viel Mehr. Euer Nico Siegfriedssohn. 



"The Rock" - Hunga Island, Nordseite - Avalon befindet sich auf der entgegengesetzten Südseite.

Riecht wie Ananas, ist es aber nicht.

Sogar auf Felsen wächst hier die härteste Pflanze



Das bemerkenswerte Wurzelwerk der hauptsächlich vertretenen Urwaldbäume hier.

Einen Guten Abend auf Hunga Island - Avalon