Montag, 29. August 2016

Insel des Schmerzes ?

Freitag ist es. Ende August. Und ich frug mich kurz in diesem Moment, unterwegs mit Ryan in die Stadt, warum ich so gut auf diese steinige und doch so liebevolle Insel passe. Warum mich der Wald akzeptiert hat?  Ich beobachte die Dorfbewohner, Menschen wie du und ich, meine Freunde, wie sich jeder 1 gr Paracetamol einwirft. Heute bleibe ich verschont, meine Entgiftungsschmerzen sind nicht stark. Jedoch habe auch ich immer Iboprofen dabei wenn es in die Stadt geht. Der Skipper Ginger gibt Anweisungen das Boot in Balance zu halten. Es pfeift ein kalter Wind um die Köpfe aller. Dickes Haar und Kopfbedeckung Pflicht. Die gute Sonne macht sich auch heute rar. Vor Antritt wärmte sie uns etwas auf. Auf ein Morgengespräch mit Vaha war keine Zeit mehr da Ginger heute zeitig los wollte. Ich bin gespannt ob Mamas Paket angekommen ist und bete für einen reibungslosen Ablauf in der Stadt.

Samstag nach mittag.
Nach einem guten 7 km Walk mit Ryan zusammen, Pferdeäpfel sammeln und paar gute Trinkkokosnüsse genießen , sind wir wieder zurück. Der junge Mann entscheidet sich für eine Dusche und verschwendet 10 Liter Wasser dafür. Eine Belehrung meinerseits und dann fühlt er sich zwar Aussen herum sauber jedoch innen nicht mehr. Wie War das mit dem Wasser sparen auf Avalon? Freute ich mich doch jedes Mal das ich nur 2 Liter zum duschen brauche. Und hinterher fühle ich mich erfrischt und vor allen Dingen sauber. Warum also 5 mal mehr benötigen? Jedes falls kehrt er nach ein paar Minuten Rückzug mit einer Entschuldigung zurück und überlegt was er machen kann um in Zukunft sparsamer zu sein. Dazu muss ich allerdings auch sagen, es war in den letzten zwei Tagen viel Sonne und wir haben uns beide bißchen den Buckel verbrannt. Runter zukommen braucht allerdings Zeit  eine zu lange Dusche lässt nicht nur die Haut schneller Altern sondern erschöpft das Trinkwasser schneller. Er will sich Gedanken machen über eine Erweiterung des Wasserspeichers. Ich verzichte auf eine Dusche da wir gleich noch sowieso das ein oder andere Baumfeuer starten und ich dabei sicherlich schmutzig werde. Ich nehme daher die tägliche Katzenwäsche gerne in Kauf. ;)

Sonntag waren wir zusammen im Dorf und folgten einer Einladung zum Mittagessen bei Soane. Wie jeden Sonntag gab es im Umu zubereitete Speisen. Gebackene Wurzelknollen von Yams und Maniok. In kokosnussmilch gedünstete Papaya und Wassermelone. Als Gemüse wurden im Umu gedünsteten Kape blätter gereicht. Mir kam es vor als hätte ich zuviel gegessen, wahrscheinlich machte mir aber nur die Mischung von Frucht und Knolle zu schaffen und das auf der davor 3 Wochen lang durchgeführten Wald-lowcost mit Reis, Haferflocken und Bananen.

Es ist Montag und nach einem spärlichen Frühstück geht's an die Arbeit. Neue Beete mit Holzasche düngen und neue Baumfeuer legen. Ein recht entspannter Tag mit einiges an Sonne. Nach den letzten 2 sehr kühlen Wochen wird es wieder etwas wärmer.
Diese Woche ist wieder Neumond und dann kommen neue Samen in die Erde. Tomaten , Gurken und Kartoffeln. Es herrscht wunderbarer Frieden auf Avalon.

Samstag, 20. August 2016

Zauberlehrling mit tollen Ideen

2 1/2 Wochen und es fühlt sich an als wäre es schon eine längere Zeit. Ryan hat sich gut eingewöhnt in den Wald und ist nun dabei in tieferen Kontakt zu kommen. Ich erkenne das daran, daß er nicht mehr soviel redet. Scheinbar ist er nun allen unnützen Ballast losgeworden und wenn alles paßt, dann ackert er auch ordentlich. Eigene kleine 'Projekte' entstehen nun dank seiner Hand nnd den sinnvoll eingesetzten Werkzeugen. Eben kam er an und präsentierte mir stolz die gebrochene Schaufel. "Und nun? Repariere sie. Oder besorge eine neue." Er muss lernen solche Entscheidungen allein zu treffen. Er wird es nötig haben. Das erste was "unbewaldete" Menschen fragen: wie teuer war es? Wobei inzwischen ich mich frage : wie kann ich es reparieren ohne Geld?
Das ist nur ein kleiner wichtiger Auszug aus unserer gemeinsamen Zeit hier. Einiges was das Gärtnern angeht, weiß er nun auch schon und im richtigen Moment wird er es anwenden lernen. Zum Beispiel das Samen legen unter den Papayabäumen. Die Pflanze macht hier im Walde höchstens 2 mal im Jahr Früchte. Ich nehme an nächstes Jahr um die Zeit werden alte Bäume gewichen sein, weil unter ihnen schön neue heran gewachsen sind und neue Früchte bilden. Die höchsten und stärksten der Papayas hängen nun schon voll mit 30 Früchten pro Baum. Und nach oben hört das Wachstum im Momentanen Wetterbericht einfach nicht auf. 1x im Monat ist eine mehrtägige Regenzeit, gefolgt von sonnig-wolkiger Trockenzeit, auffällig. Es wächst wie zur Regensaison an und nach den Regentagen. Regnet es allerdings mehr als 2 Tage hintereinander weg, bringt das wieder die regulierenden Predatoren auf den Plan. Jetzt heißt es warten auf die Reife der ersten unteren Früchte. Der erste Bananen Baum bildet nun auch schon Früchte seit Anfang August. Mal schauen wie lange es braucht und ob sich die Bananen ohne Krankheit ausbilden können. Ich zähle ca. 40 Bananen der Sorte 'Pata' bis jetzt. 'Momoi' könnte es aber auch werden. Das erkennt man später am Geschmack.

Ryan und ich hatten die Tage die Idee kleinere Informationsvideos zu machen wie ich sie schon angefangen hatte für die Playlist "Forest Gardening" auf dem Youtube Channel "Mensch und Natur". Diese Videos werden vordergründig auf Patreon.com zu sehen sein und der Zuschauer kann entscheiden ob er etwas zurück gibt in Form eines 'Pledges' oder nicht. Die Erlöse werden auf das Paypal Konto fließen um die Kommunikation zwischen den Leuten auf Avalon und der Welt aufrecht zu erhalten. Gehen mehr als 25 Euro pro Monat ein kommt das gespendete Geld dem Gärtner von Avalon und seinen Helfern zu Gute. Nahrung im Falle von Not. Werkzeuge und Materialien für Reparatur etc..

Es regnet immer noch. Mittwoch. 17. August. Mittagszeit. 12 Stunden Regen. Das ist eine feine neue Erfahrung für Ryan. Er meistert sie auf irische Art. Er Arbeiter nackt im Beet. BRAVO. Er ist noch so voller Energie und da ist viel Zeug in seinem Körper was ihn stark macht. Soviel Unrat kann ich gar nicht mehr essen das ich wieder so stark werde. Ich fühle es. Ich kann ackern  wie ein Blöder aber es will einfach kein Schmerz in den Muskeln auftauchen. Ist der Stechspaten leichter geworden?

Ich schreibe gerne also nutze ich die Regenstunden dafür. Die Regenpausen gehören dem Bedienen der schweren Werkzeuge um weitere Beete aus dem Boden zu stampfen.;) Doch heute ist der Wurm drin. Ryan ist inzwischen auch zurück. Zuviel Regen, sagt er. Ich hau mich gleich mal auf ein Nachmittagsschläfchen hin, denke ich und da erscheint plötzlich mehr Licht. Ein kurzer Sonnenlacher aber es regnet noch. Nie zu früh freuen. Oft kommt dann der Dämpfer. Denkprozesse halt. Stop, nicht zuviel denken. Nur reagieren. Dann fühlt man ständig besser.
Ryan nennt das Nachmittagsschläfchen meditieren. Warten auf besseres zu gleich freundliches Arbeitswetter könnte man es ebenfalls nennen. Wie auch immer. Von allein kommt die Frucht nicht auf den Baum oder in die Erde.

In diesem Sinne.

Ryan und Nico

Donnerstag, 11. August 2016

To be a Scout

Vorgestern war er nun da. Der erste große Einsatz als Waldshut und Scout. Eine Handvoll Briten wollten es wissen. Wir wollen zu unseren Grundstücken. Es sind nette Leute im Alter wo man sich schon erzählt wie schön die Rente sein wird. Die Frau des Gov bittet mich zum Einsatz ist jedoch mit von der Partie, was in mir sehr großen Eindruck hinterlässt. Was noch bequem und komfortabel im Minischritt anfängt endet im Ende suchenden für alle im Schweiße des Angesichts flotten Marsch durch dichtes Gebüsch, denn die einstigen Straßen vom letzten Jahr sind kaum noch als Solche zu erkennen. Hier sollte wohl mal vernünftig investiert werden. Es war ein mühseliger  Marsch der jedoch von allen Beteiligten gemeistert wurde. Meine Entscheidung beglückte die kleine Gruppe mit einem kleinen Insel Rundgang inkl. Blick von der Nordküste Hungas auf den weiten Ozean.
Ich nehme eine prägende Erfahrung mit:
Mein neuer Orientierungssinn. Nur nach Uhr, Sonnenstand und fotografischem  Gedächtnis ist es mir gelungen durch die von 7 Zyklonen veränderte Gegend zu führen. Wobei ich einmal mächtig ins straucheln gekommen bin. Der  Nordwesten Hungas hat sich doch in den letzten Monaten durch den vielen Regen und das mächtig schnelle Wachstum sehr verändert. Nur ab und wann tauchen Bilder auf die mit meinem Gedächtnis übereinstimmen. Oft sind es nur Bildfragmente. Nach dem Erreichen der Grundstücke geht es im Gänsemarsch zurück ins Dorf wo sich alle Glücklich bedanken und eine nette Aufmerksamkeit den Besitzer wechselt.
Ausgelaugt geht es in den späten Nachmittagsstunden zurück nach Avalon für ein Dinner und einen sehr tiefen Schlaf.
Am selben Tag in dem frühen Stunden wurde ein Süßkartoffel Beet fertiggestellt. ;) Fazit. 2 Wochen lang Nahrung für 1 Person. Ryans Körper gewöhnt sich an die neue Umgebung und die vielen Gespräche sind oft anstrengend jedoch sehr Abwechslungsreich. Wir schauen mutig in die Zukunft.

Grün

12 Tage. Zum 7. Tag hin die erste Antwort von Mutter Natur. Ryan. Nicht den Expressweg. Den Umweg über Hart. Läuft die ganze Zeit Barfuß. Schuftet ohne Protektoren mit schwerem Werkzeug. Blasen an Fußsohlen und Händen verwandeln sich zum Glück nicht in eiternde Wunden. Langzeitvegetarier. 19 Jahre alt. Groß Britannei. Altes irisches Geschlecht. Softe Seele in resistem Körper. Er liebt den Wald sofort, vermisst das Bad im salzigen Nass. Verabscheut langen Fußmarsch, macht jedoch das Beste drauß. Muss nun in sich selbst hinein und Disziplin neu erlernen. Selbstdisziplin. Einfach? Hier nicht. Doch möglich? Ja. Er ist gut organisiert. Darf sich jedoch auch hier seinem Gefühl hingeben, welches ihn leeren wird wie man sich hier organisiert. Mehr Intuition. Sich gleiten lassen. Vertrauen in die Schöpfung entwickeln. Schmerz ist die Antwort wenn man von allen starken Sinnen verlassen hier eintrifft. Leichtsinn? Hier fehl am Platz. Er liebt. Er zweifelt. Es ist soviel in ihm was raus will. Er lebt.